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Eigentlich finde ich Pitsch voll o.k....
// Passend auch zum Thema 2 und 4


Hoi zäme, hallo, tschau Tatjana… Das Waldhaus finde ich super für eine Geburtstagsfete. Wie hast du das hingekriegt? Beim Bauamt der Gemeinde kann man das Waldhaus mieten, und weil ich die Verwaltungslehre bei der Gemeinde mache, habe ich es zum halben Preis bekommen! Stell' den Alk in die Küche, danke. Wow, und wer soll das alles trinken, das sind ja Megamengen, da können wir ja eine Woche bleiben, wenn jeder so viel mitbringt. He, Pitsch, Prost! Der ist ja schon voll gut drauf, und es ist erst sechs. Er hat halt schon beim Vorbereiten geholfen, und seinen Durst kennst du ja. Aber er ist megalieb und hilfsbereit. He, Pitsch, pass auf, die Gläser…Klirr, klirr, klirr. Scheisse, Pitsch, pass auf!!!

Sorry, sagt Pitsch, nachdem er alles aufgeputzt und weggeräumt hat. Dann nimmt er sich ein Bierchen, das hat er ja wohl verdient. Tatjana beobachtet Pitsch besorgt. Wie wird das noch heute Abend? Pitsch ist bereits sichtlich angetrunken. Soll sie etwas sagen? Das tönt doch megaspiessig. Kaum hat das Fest richtig begonnen, schon die Moraltante spielen? Die anderen scheint es nicht zu stören. Niemand sagt etwas. Oh, nein, jetzt will Küde noch mit Pitsch anstossen, dann sind die rechten zwei zusammen.

Es ist zehn Uhr. Pitsch und Küde sind laut geworden. Auf dem Tisch reiht sich Bierflasche an Bierflasche. Der Boden ist versaut, und die anderen Partygäste haben sich an ihre Tische zurückgezogen. Die beiden merken nicht, dass sie ihre eigene Party feiern. Ihnen scheint es wohl zu sein, aber Tatjana wäre froh, sie könnte die zwei wegzaubern. Es hat eh keinen Sinn mehr, etwas zu sagen, die hören eh nicht zu und würden nur lachen. Die ersten Gäste verabschieden sich schon, megaschade, aber es scheint auch sie zu stören. Wenn das nur gut geht…


 
 


Anregungen für den Unterricht
Physische und psychische Konsequenzen des Rauschtrinkens

Für das Rauschtrinken lässt sich, ähnlich wie in der Finanzbuchhaltung, eine Bilanz aufstellen. Auf der Minus-Seite stehen die zu erwartenden gesundheitlichen Folgen, das ausgegebene Geld, der Kater am Morgen danach, die Schwierigkeiten in Lehrbetrieb, Schule, Elternhaus etc. Gäbe es nur diese negative Seite, kein Mensch käme auf die Idee, im Übermass Alkohol zu konsumieren. Aber der Rausch hat auch positive Seiten, die vor allem für Jugendliche von grosser Bedeutung sind. Zum Beispiel: Erwachsener wirken, Höhenflüge erleben, cool sein, Fun haben, sich ausklinken, Probleme und Langeweile verdrängen etc.
Wird das Thema "Alkoholkonsum Jugendlicher und Rauschtrinken" in der Klasse thematisiert, ist es sinnvoll, auch der Gewinnseite des Alkoholrausches Aufmerksamkeit zu schenken. Nur so fühlen sich Jugendliche mit ihren Bedürfnissen ernst genommen. In einer solchen Unterrichtssequenz sollen sie sich sowohl der Gewinn- als auch der Verlustseite bewusst werden und kreative Ideen entwickeln, wie sie ihre Bedürfnisse - die auf der Soll-Seite stehen - befriedigen können, ohne den hohen Preis des Suchtmittelkonsums (zum Beispiel Alkoholrausch) bezahlen zu müssen.

Zwei Vorschläge zur Umsetzung des Themas im Unterricht

Variante 1: Die Gewinn-Seite und die Verlust-Seite einander gegenüberstellen.
Die genaue Anleitung dazu finden Sie unter dem Porträt von Maja (Menschen wie wir!)
, "Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht" - in "Menschen wie Wir"

Variante 2: Gewinn-Seite analysieren. Welche Funktion hat das Rauschtrinken bei Jugendlichen? Welche menschlichen Bedürfnisse werden damit befriedigt?

Auftrag für die Gruppenarbeit (Dauer ca. 20 Minuten)

Drei bis vier SchülerInnen suchen gemeinsam nach Situationen, in denen sie übermässigen Alkoholkonsum Jugendlicher oder gar Rauschtrinken persönlich (als Beteiligte oder als ZuschauerInnen) erlebt haben. Zum Beispiel an einem Fest, an der Zürcher Streetparade, nach einem sportlichen Erfolg ihres Teams, in der Diskothek etc. Sie bereiten die möglichst authentische Schilderung dieser Situation für eine Plenumspräsentation vor. Sie überlegen sich zudem, welche Funktion (zum Beispiel Enthemmung) der Alkohol in diesem Beispiel hat. Um Stichworte als Erinnerungshilfe zu notieren, können Flipchart-Blätter und Filzstifte an die Gruppen verteilt werden. Im Rollenspiel geübte Gruppen können die gewählten Situationen der Klasse auch vorspielen.

Im Plenum: Diskussion (Dauer je nach Klassengrösse ca. 30 - 40 Minuten)

Die Gruppenarbeiten werden vorgestellt. Die Lehrperson moderiert die anschliessende Diskussion, zum Beispiel zu folgenden Stichworten:
Unterschiede im Verhalten von Mädchen beziehungsweise Jungen
Unterschiede im Verhalten von Jugendlichen aus verschiedenen Kulturen etc.